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Donnerstag, 18. November 2010

Wohnungseigentümer ärgern sich - Pixelbrei in Google Street View

Foto: Google Street View)
Google Street View ist endlich in Deutschland angekommen. Die virtuelle Fahrt durch deutsche Städte ist faszinierend.
Leider haben hysterische deutsche Politiker und die Zeitung mit den großen Buchstaben Google dazu genötigt, den Dienst zu kastrieren. Und so tun sich in den Straßenzügen Lücken auf: Einzelne Fassaden sind hinter einem Pixelbrei versteckt.
Das sieht nicht nur hässlich aus, sondern sorgt auch für Streit. Denn die Verpixelung darf jeder beantragen, der in einem Haus wohnt – nicht nur der Eigentümer. Das hat dazu geführt, dass viele Häuser aus Street View verschwunden sind, ohne dass die Eigentümer oder Bewohner damit einverstanden wären.
Denn Google prüft nicht die Eigentumsverhältnisse und fragt nicht nach Entscheidungen in Eigentümerversammlungen. Ein Klick auf das Verpixelungsformular und die richtige Wohnadresse reichen aus – schon ist das Haus verschwunden. Google zerstört nämlich die Originaldaten und teilt auf Anfrage von n-tv.de mit: "Eine Unkenntlichmachung ist unwiderruflich." Selbst ein Mieter aus dem 3. Hinterhof kann so ein Haus eliminieren lassen, hinter dessen Fassade er streng genommen gar nicht wohnt. Genauso verhält es sich mit Wohnungseigentümern, die sich nicht grün sind. Wenn einer keine Lust auf Google hat, sind alle Miteigentümer angeschmiert und das Haus ist weg.
Mittelfristig dürfte das erhebliche wirtschaftliche Folgen haben. Miet- und Kaufinteressenten informieren sich schon jetzt fast ausschließlich im Internet. Das größte deutsche Immobilienportal Immoscout24 hat bereits angekündigt, Street View zu integrieren. Das wird die Vermiet- und Verkaufbarkeit von verpixelten Häusern beeinträchtigen. Wer hat schon Lust, eine Immobilie zu besichtigen, die man sich vorher nicht im Internet ansehen kann?
Der Verband Haus & Grund in Frankfurt am Main befürchtet eine Klagewelle. Allerdings ist nicht klar, wer vor den Kadi zitiert werden soll. Google hat als Privatunternehmen keine Verpflichtung, ein Haus darzustellen und gibt auch keine Auskunft darüber, wer die Verpixelung veranlasst hat.
Welche Motive auch immer für die Maßnahme  ausschlaggebend waren, der Schuss dürfte nach hinten los gehen. Der Beobachter wird immer einen dieser sechs schönen Gründe unterstellen:1) Hier wohnen Technikfeinde, denen auch Dampflokomotiven suspekt sind 2) Verfolgungswahn 3) Das Haus ist ungepflegt 4) Die Fassade ist voller Satellitenschüsseln 5) In den Gewerbeeinheiten sind dubiose Etablissements 6) Hier ist für Diebe richtig was zu holen.
In diesem Sinne: Viel Spaß beim virtuellen Spaziergang durch Deutschland. Rufen Sie in Ihrem Browser Google Maps auf, wählen Sie eine Adresse (beispielsweise in Berlin) und ziehen Sie das orangefarbene Männchen oben links mit der Maus auf die Straße, die Sie durchlaufen wollen.


(C) n-tv.de

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